Susanne Potma

Waal, der aufrecht im Wasser steht - gestickt auf Wolle in grau und hell bis dunklen Blautönen am Beginn des Textes über Umgang mit Schmerz

Schmerz – Umgang mit emotionalem und körperlichem Schmerz

Natürlichen Umgang mit Schmerz finden


Schmerz tut weh.

Ob körperlich oder auf Gefühlsebene macht da keinen grossen Unterschied. Körperlicher Schmerz beeinflusst auch was wir fühlen und umgekehrt hat emotionaler Schmerz körperliche Elemente. Kurz gesagt, berührt uns Schmerz durch und durch.

Wie wäre eine Welt ohne Schmerz?

Darüber habe ich im letzten halben Jahr wieder einmal nachgedacht. Ich war davon betroffen, wieviel Leid so viele Menschen fühlen. Am Ende bin ich aber trotzdem zu dem Schluss gekommen, dass wir Menschen durch Schmerz wachsen. Er bringt uns in eine Tiefe in der wir bestimmte Qualitäten entwickeln.

Wie können wir selbst mit Schmerz so umgehen, dass wir dadurch lernen und uns entwickeln, anstatt nur zu leiden?

Ob wir Schmerzen haben, unterliegt meistens nicht unserer Entscheidungsfreiheit. Aber wie wir auf den Schmerz reagieren und mit ihm umgehen, da gibt es einiges an Spielraum, den wir uns zurückerobern können.

Welchen Spielraum gestehen wir uns im Alltag für emotionalen Schmerz wirklich zu?

Weinen, Schreien, Tönen, Zittern, Strampeln oder Loslaufen bringen unsere stärksten Gefühle zum Ausdruck. Aber wo ist das heute noch gern gesehen? Wann hast du das letzte Mal jemanden in der Öffentlichkeit vor Angst zittern gesehen oder weinen? Dabei können wir uns gut vorstellen, dass die damit verbundenen Gefühle jede/r manchmal hat. Aber nein, wir stehen d’rüber. Oder doch nicht?

Was tun wir denn mit der Wut, der Enttäuschung, der Angst und der Trauer?

Ins Arbeitsleben gehören sie nicht — wir bleiben professionell. Zuhause könnten wir die Stimmung zerstören, jemanden damit belasten oder haben Angst davor unendlich darin zu versinken. Diese Gefühle tun auch weh. Sie sind gewaltig, geladen und fühlen sich manchmal so an als könnten sie unseren Körper einfach auseinander reißen.

Wie können wir diesen emotionalen oder körperlichen Schmerz fühlen und dabei aber, anstatt zu leiden, Kraft daraus schöpfen?

Erinnere dich daran, wie es ist, wenn du mit der kleinen Zehe an der Bettkante hängen bleibst. Das tut weh!
Automatisch gehen wir in die eine oder andere Abwehrhaltung: uns verkrampfen, Atem anhalten, versuchen den Schmerz loszuwerden. Vielleicht, wenn jemand dabei ist, so tun als ob es nicht weh tut. Oder  sogar, aus Geschäftigkeit, die Schmerzen wirklich nicht spüren und mit einer gebrochenen Zehe eine Bergwanderung machen.
Mit dieser Abwehrhaltung verlieren wir aber die grosse Chance, die uns der Schmerz bietet.

In Zusammenarbeit mit dem Körper ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten.  

Probiere es beim nächsten Mal selbst aus: Statt dich zu verkrampfen und den Atem anzuhalten, tue das nicht. Atme groß, entspanne den ganzen Körper und spüre den Schmerz.

Das klingt verrückt?

Warum den Schmerz spüren?

Einfach gesagt: „Weil wir damit ganz im Moment sind.“
Darin steckt Intensität und Intensität ist bewegte Kraft. Wir können uns ihr widersetzen oder wir können sie verwenden und „verdauen“ lernen.
Gefühlter Schmerz gibt uns eine Chance. Das geht dann, wenn wir uns auf unseren Körper noch mehr einlassen. So lernen wir, auf direkte und natürliche Weise, mit unserem Schmerz umzugehen. Dann wird auch schneller klar, ob wir uns sofort Hilfe holen müssen oder ob wir damit alleine fertig werden können.

Wie können wir diesen anderen Umgang lernen?

Vielleicht hast du schon in einer Grinberg Sitzungen selbst erlebt wie das konkret aussehen kann. Ob körperlich  oder emotional, der Vorgang ist sehr ähnlich: Schmerz ist da. Überprüfe ob du etwas gegen ihn machst, statt ihn direkt zu fühlen. Wenn ja, dann lerne das zu stoppen. Danach fühle den Schmerz direkt. Und dann passiert es.

Was passiert?

Ein natürlicher Prozess des Wachsens und des Heilens. Wir können endlich loslassen und weinen oder wir spüren die Intensität und erleben, dass sie anders ist als erwartet. Oder wir verlieren unsere Berührungsangst. Wir erleben unsere Stärke und Resilienz. So entdecken wir überraschende Qualitäten, die in uns schlummern.

Konfrontiert mit Schmerz haben wir zwei Hauptmöglichkeiten:

a) Mit Widerstand, Drama, kreischen und schreien reagieren. Uns als Opfer erleben und am Boden liegen, ohne Möglichkeiten.
b) Dem Schmerz direkt begegnen. Ihm sozusagen ins Gesicht sehen und versuchen, nicht zu blinzeln, bis wir begriffen haben.

Schmerz ist manchmal ein Teil von uns. Manchmal brauchen wir ihn als Treibstoff, um endlich den dringend nötigen, nächsten Schritt zu machen.

Wenn du willst, kannst du dir zum Abschluss jetzt noch 2 Minuten nehmen, um nachzudenken ob Schmerz im einen oder anderen Lebensbereich gerade auftaucht. Er kann als Gefühl wie Frust, Wut, Trauer, Verletzung, Einsamkeit, usw. auftauchen, als körperliches Symptom oder als eine Mischung von allem da sein. Ein kurzes Übungsvideo von mir

Verlasse dich auf deine Selbsteinschätzung darüber, ob deine Zusammenarbeit mit deinem Körper geübt genug ist, um dieses konkrete Thema alleine oder besser mit Unterstützung anzugehen.

Wie immer bin ich gerne für dich da, falls du schmerzliche Themen mit meiner Unterstützung angehen willst.
Lebe dich noch mehr!

Susanne

Interessiert dich das Thema? Dann schreibe mir ein E-Mail mit dem Titel: „Ja bitte, schicke mir die Übung zu“ und ich schicke dir eine kurze Übung zum Thema.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner